Göttinger Tageblatt, 31.08.2013
Auch nachdem die drei führenden Göttinger Mitglieder der Partei Alternative für Deutschland (AfD), Matthias Hans, Lars Steinke und Lennard Rudolph, aus ihren Vorstandsposten „entfernt wurden“ – so formulierte es gestern die Göttinger AfD-Vertreterin mit Kölner Wurzeln, Sabine Sangmeister, – kehrt keine Ruhe ein. Dafür sorgte wie schon vor drei Wochen der Protestaufruf der Initiative „Alles muss man selber machen“ und der Antifaschistischen Linken International (A.L.I.). Auch nach dem Rücktritt von Hans, Steinke und Rudolph sei die AfD „eine rechtspopulistische Partei“, sagte ein Sprecher der Göttinger Antifa.
Göttingen. Für den Wahlkampfstand am Sonnabend in der Göttinger Innenstadt hatte sich die Partei eigens Verstärkung aus Köln geholt. Die verbliebenen Göttinger AfD-Mitglieder zogen es offenbar vor, in Hann. Münden Wahlkampf zu betreiben. Derweil wurde in der Göttinger Fußgängerzone wiederum der AfD-Wahlkampfstand von etwa 30 Gegendemonstranten aus dem links-alternativen Lager bedrängt. Transparente wurden entrollt und Slogans wie „Nazis raus“ skandiert. Darüber hinaus schüttete eine Demonstrantin einen Sack voller Konfetti über den Kölner Parteivertretern aus.
Die Parteimitglieder entrollten ihrerseits ein Transparent, das aber sogleich von den Protest-Transparenten verdeckt wurde. A.L.I.-Sympathisanten sammelten darüber hinaus die AfD-Wahlkampf-Flyer von Passanten wieder ein, zerrissen und entsorgten diese in Müllsäcken.
Erneut war die Polizei mit einem großen Aufgebot an Einsatzkräften vor Ort, um eine Eskalation zu verhindern. Immerhin sparten beide Lager nicht mit gegenseitigen Provokationen und verbalem Schlagabtausch. Und wie schon vor drei Wochen drängten die Beamten nach etwa 20 Minuten die AfD-Gegner unter deren Protest auf die andere Straßenseite.
Laut Auskunft des Einsatzleiters der Polizei, Dirk Schneider, verlief der Protest diesmal ohne körperliche Übergriffe. Drei Personen wurden Platzverweise erteilt, zwei Ermittlungsverfahren eingeleitet – eines wegen Sachbeschädigung und eines wegen Nötigung.
Roger Beckamp, Sprecher des AfD-Stadtverbands Köln, zeigte sich erstaunt über die Situation in Göttingen. „Hier haben die Leute Angst, Informationen von uns anzunehmen“, sagte er. Und Sabine Sangmeister ließ durchklingen, dass die AfD wegen der Provokationen, überlegt habe, in Göttingen überhaupt noch Wahlkampf zu betreiben.
Sowohl die AfD-Mitglieder als auch Vertreter der A.L.I. nutzten übrigens die Gelegenheit, die jeweils anderen zu fotografieren. Und auch die Polizei dokumentierte die Aktionen per Videoaufzeichnung.
be