ExtraTiP: Wahlkampf unter Polizeischutz

ExtraTiP, 11.08.2013
Göttingen: Weitere Protestaktionen gegen die AfD

Nachdem es in Göttingen bereits in der vergangenen Woche Protestaktionen gegen den Wahlkampf der AfD (Alternative für Deutschland) gegeben hatte, kam es auch am Wochenende zu weiteren Aktionen. Am Freitagabend wollte die Partei einen Stammtisch im Gasthof „Zur Linde“ in Geismar veranstalten. Die linke Kampagne „Alles muss man selber machen!“ rief zu einer Fahrradtour zum Gasthof auf. Bereits in der Nacht zum Freitag war
die Fassade des Gasthauses beschmiert worden. Nach Angaben des Gaststätten-Betreibers führten ein offener Brief von Anwohnern sowie der Farbanschlag dazu, dass der AfD ihr Tisch gekündigt wurde.

Am Samstagvormittag kam es dann zu Rangeleien in der Göttinger Fußgängerzone, als die AfD
gegen 10 Uhr einen Wahlkampfstand in der Weender Straße aufgebaut hatte. Nur durch die große Polizei-Präsenz seien die Gegner der Partei daran gehindert worden, den Stand zu stürmen, so ein Zeuge. Trotzdem versuchten Mitglieder der AfD-Partei, ihren Flyer in der gut besuchten City zu verteilen und auf ihr Wahlprogramm aufmerksam zu machen. Dies gelang ihnen jedoch nur schwer. Gegner der Partei sammelten die Broschüren kurzerhand wieder von den Passanten ein.

Aufmerksamkeit erlangte die Göttinger AfD vor allem durch den erst 19-jährigen Lennard Ru-
dolph, stellvertretender Vorsitzender für Recht und Finanzen und Schatzmeister des AfD-Kreisverbandes Göttingen/Osterode. Ihm wird von AfD-Kritikern vorgeworfen, ein Neonazi zu sein. Im Internet kursieren Fotos, auf denen er einen Hitlergruß zeigt. Rudolph streitet die Vorwürfe ab und spricht von einer Fotomontage und Hetzkampagne gegen ihn und seine Partei.
Weiterer Vorwurf: Eine der monatlichen Anti – Atom – Mahnwachen soll vor einem Jahr mehrfach von Rudolph und einem Freund gestört worden sein. Ein Aktivist sei körperlich angegriffen worden, als er ein Foto von den Störern machen wollte. Weiterhin habe Rudolph gegenüber der Göttinger Antifa-Gruppe „Antifaschistische Linke International (A.L.I.)“ Sprüche wie „Deutschland den Deutschen“ geäußert. Ebenso kursierten am Rande der Protestaktionen Gerüchte über unbezahlte Hotelrechnungen und Betrug in Bekleidungsgeschäften.

Gemeinsam mit Rudolph verteilteder 20-jährige Lars Steinke, stellvertretender Vorsitzender des
AfD-Kreisverbandes Göttingen, die Flyer in der Innenstadt. Er soll Mitglied in der als rechts geltenden Göttinger Burschenschaft Hannovera sein.

ste / luco